Donnerstag, 16. Juli 2020

Balkontest eines Takahashi Epsilon 160

Die Geräte der Edelschmiede Takahashi sind legendär und in einem für den Balkonauten unerschwinglichen Preissegment angesiedelt. Die Möglichkeit ein solches Gerät einem astrofotografischen Test zu unterziehen wird dann unmittelbar und dankend angenommen. 

Der Sternwartenverein Sieggraben, der eine kleine aber feine Sternwarte am Brentenriegel (Burgenland) betreibt, hat ein Gerät dieser Schmiede in seinem Inventar und so habe ich die Gelegenheit, einen Epsilon 160 am Balkon zu testen.

Das Teleskop hat folgende Eckdaten:

  • 160mm Öffnung
  • 530mm Brennweite (somit f/3.3!)
  • Flattener/Corrector fix im Okularauszug verschraubt
  • 56mm Backfokus
  • drehbarer Okularauszug um Bildfeld rotieren zu können

Der Tubus ist ebenso wie der Objektivdeckel aus Metall - das Teleskop fühlt sich sehr hochwertig an. Das Öffnungsverhältnis von f/3.3 verspricht kurze Belichtungszeiten.

Ich montiere das ca. 6.5 kg schwere Gerät auf meiner Celestron AVX und benötige auf der paralaktischen Montierung zwei jeweils 5 kg schwere Gegengewichte für den Gewichtsausgleich in der Rektaszensionsachse. Die AVX bewegt das Teleskop ohne Probleme - das wuchtige Teleskop sieht aber schon abenteuerlich auf der Montierung aus. 

Zur Adaptierung der ASI-1600-MM Kamera am Okularauszug des Teleskops benötige ich einen eigenen Adapter, um einerseits auf den geforderten Backfokus und andrerseits auf das M48-Gewinde der Kamera zu kommen. Der Backfokus wird von Takahashi mit 56mm angegeben - den notwendigen M54-M48-Adapter mit 2mm Fokusweg bekomme ich bei Teleskop Austria.

Epsilon 160 am Balkon in Ebreichsdorf


Ich beginne meine Tests mit der Scharfstellung eines Sterns und fahre für diese Zwecke Arcturus im Sternbild Bootes an. Newtons mit einem Öffnungsverhältnis von f/4 abwärts wird nachgesagt, dass es eine Kunst sei, diese scharf zu stellen. Ich sehe Arcturus mit seinen Diffraktionsspikes, die jeweils doppelt zu sehen sind und fokusiere solange, bis nur mehr einfache Diffraktionsspikes zu sehen sind. Das Diffraktionsprinzip kommt ja auch bei den Fokusiermasken nach Bahtinov zur Anwendung, weshalb mir die Spikes als gute Möglichkeit zur Fokusierung dieser "schwierigen" Optik erscheinen.

Sterntest am Arcturus und seinem Umfeld

Ich prüfe die Sterne im Bildfeld - links oben habe ich eine minimale Verkippung meiner Kamera, sonst sind die Sterne knackscharf und mit Sichtprüfung unverzerrt. Die Spikes an Arcturus klar ausgeprägt.

Um den Test abzuschließen fahre ich den Kugelsternhaufen M3 an und mache ein paar Testbelichtungen ohne Guider. Die Bilder am Monitor sind einfach umwerfend - ich programmiere eine Sequenz von 25 Einzelbelichtungen (zu je 4s!) im Luminanzkanal. Die Sequenz stacke ich mit PixInsight ohne weitere Nachbearbeitung. Das Ergebnis überzeugt mich und ich werde das Gerät bei nächster Gelegenheit am Brentenriegel an Nebeln aus dem Sharpless-Katalog seiner astrofotografischen Bestimmung zuführen.

Schnellschüsse auf M3

Takahashi wird nicht umsonst als Edelschmiede bezeichnet - und viele "Profiamateuere" wählen Teleskope dieser Schmiede für ihre Arbeiten. Ich konnte leider nicht recherchieren, warum Takahashi die Produktion der 160er nach kurzer Zeit wieder eingestellt hat und nur mehr Newtons mit 130 und 180mm Öffnung im Angebot hat.

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