Donnerstag, 13. August 2020

Perseidenschauer 12.8.2020

Der Brentenriegel erweist sich einmal mehr als idealer astronomischer Beobachtungsort in Ostösterreich. Wir wollen den heurigen Perseidenschauer am mittlerweile zum erweiterten Balkon zählenden Observatorium über uns ergehen lassen. Hatten wir vorige Woche nur mäßiges Wetterglück, zeigt sich der Wettergott heute gnädig und schenkt uns einen wolkenlosen Himmel mit 21.67mag/arcsec^2 (umgerechnet 6.47mag) im Zenit. Die Milchstraße war deutlich zu erkennen - lediglich das Licht aus dem östlich gelegenen Sopron störte den Himmel bis ca. 30° Höhe.

Perseiden ohne Hilfsmittel

Wir beobachten, mehr oder weniger aufmerksam, den Nachthimmel und kommen in etwa auf den in den Medien kolportierten Schnitt von ca. 10 bis 15 Meteore pro Stunde. Die Regionen, in denen wir vermehrt Perseiden erblicken sind in der folgenden Grafik grün eingekreist. Es waren auch ausserhalb dieser Kreise immer wieder mal welche zu sehen - aber der Schwerpunkt war tatsächlich im Quadrant des Perseus. Wir kommen in Summe auf ca. 40 Perseiden, die wir visuell wahrnehmen konnten.
Regionen mit unseren meisten Sichtungen

Perseiden fotografisch

Wir stellen ein Fotostativ außerhalb des Sternwartengeländes auf, da ich die Kuppel als landschaftlichen Bezugspunkt in meinen Aufnahmen haben möchte. 

Etwas ungewohnt - mal außerhalb des Geländes

Ich programmiere je 3 Sequenzen mit 180 Bildern. Pro Bild wird 20s bei ISO1600 belichtet. Den Bildausschnitt wähle ich mit 23mm auf meinem Weitwinkelzoomobjektiv. Ich blende leicht auf f/3.2 ab. Die Ausrichtung variiere ich pro Sequenz - richte aber das Hauptaugenmerk auf den bereits beschriebenen Quadranten. Ich blättere durch die erste Sequenz und habe bereits eine Perseiderscheinung im Kasten. Das war das Ziel - alles weitere wäre Draufgabe.

Perseide über der Kuppel


Am nächsten Morgen werden die restlichen Aufnahmen gesichtet (es wurden insgesamt 480 Aufnahmen gemacht) und ich finde 3 weitere Perseiden.

links Satellit, Mitte Perseide
Blickrichtung Ost-Süd-Ost - ein weiterer Perseide

kaum zu sehen - ein etwas kleinerer Perseid über der Kuppel


Ich bin zufrieden mit der Ausbeute - ca. 1% der Aufnahmen zeigen Perseiden. Ich hatte vor zwei Jahren mal keinen einzigen erwischt.

Notizen zu den Perseiden (12.8.2020)

Perseiden "visuell"

Wir hatten nebenbei auch den BAA-Dobson aufgestellt und beobachteten einige Objekte (siehe nachfolgenden Abschnitt). Während ich Saturn betrachte zieht ein Perseide genau durch mein Blickfeld. Beeindruckend, ich habe den Eindruck, dass er etwas nachleuchtete. Das lässt sich nicht planen. ;)


Visuelle Beobachtungen mit dem BAA-Dobson

Wir beobachten nebenbei ein bisschen mit dem 12"-Dobson der BAA. Die Objekte sind im Auszug meines Beobachtungsbuchs im nächsten Bild angegeben.

Auszug aus dem Beobachtungsbuch (12.8.2020)

Wie immer ein beeindruckendes Erlebnis - 12" reduziert auf eine Austrittspupille von etwa 7mm, da kommt schon einiges an Details vom Sternenhimmel raus. Mit dem BAA 3-6mm TeleVue-Zoom-Okular mache ich mich spät abends an den höher steigenden Mars ran. Die Polkappe war mit angeschraubtem Filter "XV" eindeutig und stationär erkennbar. Lediglich bei den Oberflächendetails bin ich mir nicht sicher - bilde mir aber ein, dass die Oberfläche immer wieder mal an gewissen Stellen an Helligkeit verliert. Der BAA-Dobson ist jedenfalls für den am 29.8.2020 geplanten Beobachtungsabend der BAA bereit.

Die Balkonautin testet den BAA-Dobson an Saturn und Jupiter

Fazit und Lessons learned

Perseidennächte sind eine wunderbare Gelegenheit Astronomie auch ohne großem Gerät zu betreiben. Fotografie ist auch mit Amateurmitteln leicht möglich - es wird lediglich ein Stativ für den Fotoapparat benötigt. Ich freue mich schon auf die nächsten Meteorschauer "Orioniden" (Oktober/November), "Geminiden" (Dezember) und "Quadrantiden" (Dezember/Jänner).

Nächstes Jahr werde ich jedoch mehrere Kameras aufstellen, um die Anzahl der Meteorablichtungen zu erhöhen. Außerdem möchte ich die ZSO-ASI-120MC als All-Sky-Kamera installieren.

Nachtrag

Noch zwei, wie ich meine, schöne Impressionen vom Brentenriegel. Der Große Wagen vor der Brentenriegel-Sendeanlage mit einem Perseidkandidat (ev. auch Satellit), sowie der gerade aufgehenden Capella im Fuhrmann und den Plejaden bei der Kuppel.

Großer Wagen vor der Brentenriegel-Sendeanlage

Capella und Plejaden als Herbstboten





Sonntag, 9. August 2020

h+chi und IC1848 im Wolkenmeer

Die Wettermodelle sahen an diesem Sommerabend, dem 8.8.2020, sehr viel versprechend aus und so begaben sich die beiden Balkonauten erneut auf den Brentenriegel, um das mit NGC6992 begonnene Projekt einer Panoramaaufnahme des Veil-Komplexes fortzuführen. Schnell waren noch weitere Weggefährten gefunden, die ebenfalls heute abend ihr Glück versuchen wollten.

Am Berg angekommen präsentiert sich der Himmel leider nicht wolkenlos. Da die Wettermodelle immer noch gutes Wetter prognostizierten, waren wir zuversichtlich, dass sich die Bewölkung auflösen würde. Der Blick auf den Polarstern war uns immer wieder wegen durchziehender Wolkenfelder verwehrt. Sehr störend, da auch noch die Nordmarkierung für die 3 Säulen gemacht werden sollte und auch die Einnordung unserer Montierungen für die Astrofotografie essentiell ist.

Nordmarkierung der Beobachtungssäulen

Diese erfolgte durch eine hochtechnische Peilvorrichtung. Diese wird derart am Säulenkopf positioniert, dass entlang einer Sichtkante der Polarstern, wenn er sich mal blicken lässt, anvisiert werden kann. Durch Kontrolle am Kompass und Blickkontrolle mit dem Feldstecher konnten alle drei Säulen nun entsprechend markiert werden. 

Hochpräzisionspeilvorrichtung für Polaris
Peilung in Arbeit


Die Einbetonierung der Montierungsadapter sollte zwei Tage später und damit am Montag erfolgen.

Fertige Säulen (10.8.2020)

Beobachtungsbericht

Nach erfolgter Einnordung wollte ich den Veilkomplex im Sternbild Schwan weiter belichten. Hatte ich vorige Woche das entsprechende Wetterglück für den Ostteil des Komplexes (siehe ...), war in dieser Nacht keine längere Belichtung dieses Komplexes möglich. So muss ich dieses Projekt wohl auf eine der nächsten, hoffentliche wettertechnisch besseren, Nächte verschieben. Ich blicke Richtung Cassiopeia und Perseus und sehe, dass h+chi unverhüllt abzulichten wäre. Schnell das Teleskop in entsprechende Position gebracht und fokussiert. Eine Belichtungsreihe der drei Farbkanäle mit je 90s Einzelbelichtung scheint möglich zu sein und ich starte die Sequenz. 1 - 2 - 3 - 4 R, G, B (also 12 Aufnahmen) - was ist nun passiert? Weder Perseus, noch Cassiopeia sind sichtbar. Das Kamerabild zeigt auch nur mehr eine weiße Fläche und ich breche die Sequenz ab. Auch der übrige Himmel zeigt sich bedeckt - Frust macht sich breit. Wir warten ...

Mars und Mond sind im Osten sichtbar - da ich nicht von weiteren Langzeitbelichtungen ausgehe, möchte ich testen, ob ich mit dem Takahashi Epsilon 160 mit der Planetenkamera und den Brennweitenverlängerungen (Baader FFC) in den Fokus komme und ich baue mein Aufnahmesystem um. Leider komme ich nicht in den Fokus und möchte schon die Beobachtungsnacht abbrechen, da höre ich von Martins Seite, dass die Nebel Heart and Soul frei sind. Ich lasse mich zu einem erneuten Umbau auf Deep-Sky-Fotografie überreden. Es ist jedoch bereits kurz vor 2:00 Uhr, weshalb ich ein weiteres Projekt starte und den Soulnebel (IC1848) im Schmalband ablichten möchte. Ich beginne in dieser Nacht mit 7x10 Minuten H-alpha. Die Sequenz läuft ohne weitere Wolkenfelder durch.

Auszug aus dem Beobachtungsbuch


Wir bauen in der beginnenden Morgendämmerung ab - das Wetter ist leider schwer abschätzbar - es ist und bleibt ein Freiluftsport, der uns nur wenig von unserem Humor wegnimmt - so auch in dieser Nacht am Brentenriegel. 

Ergebnisse

  • h+chi Doppelsternhaufen: je 4x90s R, G, B mit Takahashi E-160 und ASI-1600MM auf Celestron AVX. Guiding mit MGEN-2.

Doppelsternhaufen h+chi im Perseus

  • IC1848 Soul Nebel: 7x600s H-alpha mit Takahashi E-160 und ASI-1600MM auf Celestron AVX. Guiding mit MGEN-2.

IC1848 im H-alpha Schmalband